Zwei Minuten nachdem die S-Bahn Dresden-Trachau verlassen hat, hält sie bereits in Radebeul. Ist dies eine Vorstadt von Dresden? Vermutlich hört Manuel Schöbel, Intendant der Sächsischen Landesbühnen mit ihrem Stammhaus in Radebeul, die Frage gar nicht gern. Schöbel hat in seiner Art etwas Napoleonisches, schon wie er sich auf den Stuhl fallen lässt, die kleine Espressotasse balancierend, die Beine so übereinanderschlagend, dass es klingt, als springe er gerade in voller Kampfmontur vom Pferd. Was für ein wehrhaftes Temperament! Immerhin, ein Intendantenbüro mit Espressomaschine, das spricht für sächsische Lebensart.
Worüber ich mit ihm reden will? Über Schwierigkeiten und Probleme einer Landesbühne vor den Toren der Residenzstadt Dresden? Die Schwierigkeiten, sagt Schöbel, liegen hinter ihnen, vermutlich auch wieder vor ihnen, aber im Moment herrsche glücklicherweise Ruhe im Lande Sachsen – auch dank des 1993 beschlossenen Kulturraumgesetzes, in das die Finanzierung der Landesbühne 2011/12 integriert wurde. Endlich können sie sich einmal nur auf ihre künstlerische Arbeit konzentrieren, oder wenigstens fast. Gerade kommt er vom Sächsischen Theatertreffen in Leipzig zurück. Dort zeigte Radebeul „Adams Äpfel“ – Sachsen als Kulturlandschaft, das konnte man dort erleben, ist immer noch relativ intakt. Allerdings ist das kein Selbstläufer. Man muss sich immer wieder etwas einfallen lassen. So spielen...