Migrantpolitan
Schlupflöcher produzieren
von Nadine Jessen
Erschienen in: Kampnagel Hamburg. 40 Jahre Widerspruch – Workbook zum Jubiläum (07/2024)
Vor dem Hintergrund demografischer Veränderungen, spaltender Politik und globaler Fluchtbewegungen sieht sich Kampnagel in einer klaren Verantwortung: The struggle is real und verlangt nach neuen Strategien, nach solidarischen Plattformen für Partizipation und kulturelle Teilhabe sowie nach Kommunikation. Massenunterkünfte sind und bleiben keine Lösung für diese Probleme.
Das Migrantpolitan ist ein kleines Holzhaus auf dem Kampnagel-Gelände. Die Geschichte dieses Hauses beginnt im Jahr 2014, als Kampnagel anlässlich des Internationalen Sommerfestivals Baltic Raw eine Gruppe von Architekt*innen aus Hamburg einlud, das Verhältnis der Stadt zu ihren Gebäuden, Künstler*innen und Einwohner*innen zu reflektieren. Das Ergebnis war der hölzerne Nachbau der Roten Flora, der zum 25. Jahrestag des »politischen Störfaktors« eröffnet wurde. Kurz darauf verweigerte Hamburgs Regierung Lampedusa, einer selbstorganisierten Gruppe von rund 400 Geflüchteten und Migrant*innen aus verschiedenen afrikanischen Staaten, den Aufenthalt und eine kollektive Härtefalllösung wurde abgelehnt. Der Druck, Unterkünfte für Tausende von Menschen zu finden, war groß. Damals wie heute. Auch Kampnagel wurde gebeten, Räume als temporäre Notunterkunft zur Verfügung zu stellen. Nach vielen Diskussionen entschieden wir uns jedoch dagegen. Was wäre der Unterschied zwischen einem leeren Baumarkt und einer leeren Fabrikhalle? Wir halten nichts von Massenunterkünften. Wir brauchen kleine Lösungen für große Probleme.
Anstatt das Holzhaus nach dem Festival abzubauen,...