Der verhängnisvolle Vertrag, den Goethes Faust mit Mephisto schloss, drehte sich bekanntlich um einen Augenblick, zu dem der unglückliche Gelehrte würde sagen können: „Verweile doch, du bist so schön.“ Die Folge war, so beschreibt es jedenfalls der Schriftsteller Werner Fritsch, dass Faust sich fortan von Attraktion zu Attraktion peitschen lassen musste – eine Tatsache, die ihn, so könnte man fortfahren, als Urahnen der heute nur allzu bekannten Figur des ausgebrannten Freizeitkriegers auf der Suche nach dem ultimativen Kick ausweist.
Aus dieser Perspektive kann man Fritschs Filmgedicht mit dem Titel „Faust Sonnengesang“ – trotz seiner drei Stunden Länge lediglich als Prolog zu einem auf 24 Stunden angelegten Faust-Film konzipiert – auch als einen Versuch begreifen, aus dem teuflischen Vertrag auszusteigen. Denn nicht nur zu dem einen, absoluten und dabei finalen Moment lässt sich hier das „Verweile doch“ sagen, sondern zu jedem einzelnen Augenblick (und damit letztlich zu keinem im Besonderen): „Faust Sonnengesang“ ist ein faszinierendes, wild wucherndes Etwas aus abstrakten Farbenspielen und Kirchenchorälen, aus langen lyrischen Texten, vorgetragen etwa von Angela Winkler oder Ulrich Matthes, aus filmischen Streifzügen durch vulkanische Gebirgs- und altägyptische Ruinenlandschaften, aus plötzlich auftauchenden Mephisto- (und „Mephista“-)Figurationen und überhaupt aus zahllosen mythologischen Referenzen.
Dankenswerterweise kombiniert die Filmedition Suhrkamp...