Parallele Wege, gemeinsame Ziele
von Philippa Ebéné
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Shermin Langhoff und ich übernahmen im gleichen Jahr die Leitung zweier Kulturinstitutionen in Berlin. Sie das Ballhaus Naunynstraße, ich die Werkstatt der Kulturen. Das Ziel unserer Arbeit hatten wir schon viel früher formuliert, unter anderem als wir Anfang der 2000er Jahre bei „Arts in DiverCity“ gemeinsam Vorschläge unterbreitet, Konzepte geschrieben, Forderungen erhoben haben. Wie ließe sich dafür sorgen, dass das Publikum an Berliner Kulturinstitutionen Berlin widerspiegelt, ebenso wie die Protagonist*innen auf der Bühne, die Kurator*innen, die Themen? Es ging uns um Sichtbarmachung und um Repräsentanz.
Schon einige Jahre zuvor hatte ich das Theaterensemble abok gegründet, bestehend aus Schwarzen Schauspieler*innen, die afrikanische Autor*innen auf die Bühne brachten. In der Regel in szenischen Lesungen. Damals war es nicht einfach, Mittel für solche Projekte zu generieren. Viele Vorlagen für die Bühne habe ich selbst übersetzt oder bearbeitet, Brixton Stories des vor einigen Wochen verstorbenen Autors und Filmemachers Biyi Bandele beispielsweise oder das Epos Kinjikitile von Ebrahim Hussein, basierend auf der Lebensgeschichte von Kinjikitile Ngwale, der wichtigsten Führungsfigur im Maji-Maji-Krieg gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Burundi, Ruanda, Tansania und einem Teil von Mosambik. abok hat auf einen Mangel reagiert: Die meisten der Schauspieler*innen kannten sich schon vorher, weil sie sich regelmäßig bei Castings begegneten,...