Der Verlag Theater der Zeit, der Anfang des Jahres als Mitherausgeber eines aufwendig gestalteten Buchprojekts mit dem Titel „Staatsschauspiel Dresden. 100 Jahre Schauspielhaus“ hervortrat, hat mit dieser Entscheidung ein unübersehbares Zeichen der Nähe und Verbundenheit gesetzt gegenüber einem Haus, das über ein ganzes Jahrhundert die Widersprüche deutscher Geschichte in seltener Spannung als Höhen und Tiefen in seinen eigenen Theaterverhältnissen gespiegelt und ausgetragen hat. Nicht zuletzt deshalb scheint es an dieser Stelle geboten, sich neben der Verbeugung vor dem „großen“ auch eines weiteren „kleinen“, erst 25 Jahre zurückliegenden Gründungsdatums innerhalb dieser 100-jährigen Geschichte zu erinnern, das im Schatten der aktuellen Säkularfeiern des Schauspielhauses leicht zu übersehen war – leider auch im Jubiläumsband –, aber nicht übersehen werden sollte: das Datum des 4. September 1988, an dem das Dresdner Brettl als „relativ selbständige Einrichtung des Staatstheaters“ erstmals seinen Spielbetrieb aufnahm. Was sich hinter dieser zunächst eher rückversichernd und leicht gestelzt wirkenden Formulierung tatsächlich verbarg, war nichts weniger als eine Sensation und verweist auf die widersprüchlichen, jedenfalls nicht bloß als „einfache Wahrheiten“ abzuhandelnden Gegensätze von Widerstand und Anpassung, Größe und Versagen, dem Mut zur Freiheit der Kunst und ihres Verlustes zu allen Zeiten.
Im „Dämmerlicht“ der DDR des Herbstes 1988 jedenfalls vollzog sich...