Auftritt
Kurtheater Baden: Weiblichkeit ist ein einziges unaufhörliches Verschwinden
„Dear Jane Doe“ von Alicia Aumüller / Giacomo Veronesi / Barbara Weber, Inszenierung Barbara Weber, Ausstattung Selina Puorger / Alicia Aumüller
von Elisabeth Feller
Assoziationen: Theaterkritiken Schweiz Kurtheater Baden
Content Note: Im Text wird Gewalt an Frauen und Femizid thematisiert
Man rufe sich diese Szene in Erinnerung. Eine Frau steht unter der Dusche. Eine schemenhafte Gestalt nähert sich ihr mit einem Messer in der Hand. Damit wird die Frau erstochen. Die Todesschreie sowie der kreischende Soundtrack dazu bleiben haften. Halten wir fest: In Alfred Hitchcocks Film „Psycho“ wird eine Frau bestialisch umgebracht. Das ist Fiktion, verweist aber zugleich auf die Realität. Und diese ist derart erschreckend, dass sich die Regisseurin Barbara Weber, der Performancekünstler Giacomo Veronesi und die Raumgestalterin Selina Puorger gemeinsam mit der Schauspielerin Alicia Aumüller auf Spurensuche begeben haben. Sie wollten wissen: Weshalb erfahren Frauen seit Jahrtausenden Gewalt? Weshalb werden Frauen getötet? Weshalb zieht sich der weibliche Tod als kulturelle Konstante in Literatur, Musik, Malerei, Oper, Theater und Film durch unsere Kultur?
Wie nähert man sich einem uferlosen Thema an? Der Titel „Dear Jane Doe “ hilft weiter. Jane Doe ist ein Platzhaltername für fiktive oder nicht identifizierte weibliche Personen mit unbekannter geheimer Identität. Die weibliche Leiche ist also Ausgangspunkt für eine in Koproduktion von Transit Productions, Kurtheater Baden und Schauspielhaus Zürich entstandene Spurensuche, die ein bewusst kleines Publikum zunächst vom Kurtheater zu einem Haus im Kurpark...
Erschienen am 13.6.2023
