Kompliz*innenschaft und Gastgeberei
von Alina Buchberger und Laro Bogan
Erschienen in: Kampnagel Hamburg. 40 Jahre Widerspruch – Workbook zum Jubiläum (07/2024)
Das vor Ihnen liegende Workbook schärft den Blick hinter die Kulissen des Kampnagel-Kosmos weiter und wirft Licht in den Halbschatten der vielfältigen Zwischenräume des Programms. Die Autor*innen versuchen, das Zwischenzeilige der Institution zu lesen und Bilder und Analysen für das zu finden, was auf Kampnagel unmittelbar spürbar, doch mitunter schwer in Worte zu fassen ist. Kompliz*innenschaft und Gastgeberei sind zugleich verwandt und gegensätzlich: Beiden geht es um das Innen und Außen, um die ausgestreckte Hand aus der Institution heraus und strategisches Händeschütteln. Ein Willkommenheißen und Annehmen von Herausforderungen, die immer auch die Frage aufwerfen: Dürfen die das? Kompliz*innenschaft und Gastgeberei können performativ oder (gezwungenermaßen) in Nischen stattfinden, beide können zu Konflikten führen – wenn ein Deal gebrochen wird, die Gäste sich schlecht benehmen oder die Gastgeberin dem Abend ein jähes Ende setzt. Und beide können der institutionellen Arbeit Sinn und bestenfalls sogar pleasure verleihen.
Gastgeberei als Strategie: vor der Performance ist während der Performance ist nach der Performance
Das wird beispielsweise im Text von Ewe Benbenek (S. 214) greifbar: Sie schildert das Ankommen in der Institution durch die Hintertür, das lange Verweilen, das für uns zu einer Selbstverständlichkeit in der Arbeit mit sechs großen Hallen, Restaurant, Foyer, Migrantpolitan, Garten und...