Dass sich die Naturwissenschaften spätestens seit Beginn der Moderne nicht mehr auf eine unpolitische Neutralität berufen können, veranschaulicht die inzwischen zum Klassiker avancierte Groteske „Die Physiker“ (1961) von Friedrich Dürrenmatt. Um eine zerstörerische Weltformel vor der Öffentlichkeit geheim zu halten, haben sich die titelgebenden Forscher in eine Irrenanstalt zurückgezogen. Weniger Skrupel hegt – zumindest anfangs – der Protagonist in Christoph Nußbaumeders Drama „Im Schatten kalter Sterne“. Nachdem das Start-up des Tüftlernerds Wolfgang Anders (Jonathan Schimmer) von einem großen Konzern aufgekauft wurde, begreift dieser nach und nach, dass seine zu zivilen Zwecken entwickelten Mikrodrohnen nunmehr für militärische Operationen Einsatz finden sollen. Obgleich parallel dazu auch an der Entwicklung eines „Ethik-Moduls“ gearbeitet wird, hat der moralische Damm längst Risse bekommen.
Wer bei der Uraufführung in Heidelberg auf neue Einsichten jenseits der Botschaft einer gesunden Fortschrittsskepsis hofft, wird enttäuscht. Angesichts des mäßigen Textes, der nichts Neues erzählt und sich aus grobschlächtigen Figuren und Dialogen zusammensetzt, erweist es sich für die Regie als umso schwerer, eine erkenntnisreiche Realisierung vorzulegen. Bernhard Mikeska ist trotzdem eine sehenswerte, wenn auch nicht überragende Inszenierung gelungen. Besonders eine szenische Idee prägt sich dem Zuschauer ein: Nach dem Suizid seines besten Freundes Thomas begleitet Anders eine schwarzvermummte Schattenfigur. Sie heftet...