Wir leben zweifelsohne in einer Komfortzone. Unsere Theater können selbstbewusst in eine freie Gesellschaft hineinwirken. Man darf und will politisch sein. Gerade wer die Beiträge der Ukraine, des diesjährigen Gastlandes des Heidelberger Stückemarkts, Revue passieren lässt, weiß die Errungenschaften einer liberalen Demokratie ganz neu wertzuschätzen. Freie Kunst muss man sich erst einmal leisten können. An kämpferischer Verve fehlt es den Schauspielern und Regisseuren des von Krieg und Korruption erschütterten Landes glücklicherweise nicht. Im Gegenteil: Selten hat man so forcierte Bühnenkunst sehen können. Während die osteuropäischen Gäste die saturierte Universitätsstadt am Neckar aufrütteln, mangelt es Teilen der deutschsprachigen Produktionen hingegen sichtlich an Dringlichkeit. In dem Stück „Der blaue Würfel“ von David Gieselmann ringt eine neureiche Familie mit ihrer Nachbarschaft um den Besitzanspruch auf den titelgebenden Kubus, der auf wundersame Weise Zeitreisen zu ermöglichen scheint. Schauspielerisch liefert das Ensemble zwar eine Glanzleistung, der Text erinnert jedoch mehr an das schlechte Skript eines Austin-Powers-Films. Na ja, aus einem klamaukigen, schwachen Text über die vermeintliche Sorglosigkeit unserer westlichen Welt, die sonst nichts antreibt, als ihren Materialismus zu verteidigen, hat das brillante Stadttheater das Beste gemacht.
Und wie verhält es sich mit den großen Playern, die man in die Metropolregion Rhein-Neckar einladen konnte? Auch hier...