Das Namenspiel
von Viola Schmidt
Erschienen in: Mit den Ohren sehen – Die Methode des gestischen Sprechens an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin (04/2019)
Um eine Gruppe von Studierenden kennenzulernen und sie entdecken zu lassen, wie sie in Kontakt treten können, bevor das erste Wort gesprochen wird, lasse ich sie das Namenspiel spielen.
Wir stehen im Kreis. Ich nehme Blickkontakt zu einem Studierenden auf, dessen Namen ich mir merken konnte, sage seinen Namen und gehe auf ihn zu, um seinen Platz im Kreis einzunehmen. Während ich mich auf ihn zubewege, nimmt der Studierende Kontakt zu einem anderen Studierenden auf, sagt seinen Namen und geht auf ihn zu, um seinen Platz einzunehmen usw. Auf diese Weise wechseln alle Studierenden nacheinander ihre Positionen im Kreis.
Sie werden vielleicht fragen, welchen Sinn dieses Spiel haben könnte, außer dass ich mir eventuell die Namen der Studierenden besser einprägen kann. Das Spiel hat einige Regeln, deren Einhaltung uns etwas darüber vermittelt, wie wir in Kontakt treten. Die erste Regel heißt, nicht auf die Spielpartner zuzugehen, bevor deren Namen ausgesprochen wurden. Das klingt einfach, setzt aber voraus, dass dem Bewegungsimpuls eine Entscheidung vorausgehen muss. Für diese Entscheidung haben wir nicht viel Zeit, da sich bereits ein Spielpartner auf unseren Platz zubewegt. Wir geraten nun unter Stress und gehen einfach los, um unterwegs zu entscheiden, wo es hingehen soll. Die Aufgabe...