Ein aufgeschlossenes, gebildetes, meist liberales Publikum beklatscht die eigenen Sichtweisen: So findet Theater im deutschsprachigen Raum oft statt. Krzysztof Minkowski verlangt der Bühnenkunst aber mehr Irritationskraft ab. Es geht ihm darum, Blickverschiebungen zu ermöglichen, andere Perspektiven als die eingewöhnten aufzutun. Der deutschpolnische Regisseur mit Wohnsitz in Berlin sucht deshalb in den Texten nach jenen gesellschaftlich relevanten Thesen, die nicht unbedingt konsensfähig sind. „Ich finde es spannender, mit rechtskonservativen Thesen zu arbeiten und so die Zuschauer herauszufordern“, sagt Minkowski. „Das Publikum in Deutschland ist ja eher links eingestellt, dabei aber sehr konservativ. In Polen ist das übrigens anders; da kann man mit linken Thesen noch irritieren.“
Bei seiner Inszenierung von „Richard III.“ im Januar in Konstanz hat Minkowski solche Irritationen erzeugt, indem er für das brutale Schlachten der Gegner „geworben“ hat, im Sinne von „Ja, ja, er hat schon recht, da gehören welche weg“. Bei „Hamlet“ am Nationaltheater Mannheim im Vorjahr fragte Minkowski nach der mangelnden Anpassungsfähigkeit des Dänenprinzen, nach dessen unkontrolliertem Fanatismus und wie die Gesellschaft mit diesem Störenfried umgehen sollte. Ironie und Humor sind ihm dabei immer wichtig.
Der 34-jährige, in Stettin geborene und nach dem Abitur nach Deutschland übergesiedelte Theatermacher, der auch etliche Gefängnistheaterarbeiten inszeniert hat, ergreift für...