Bäume pflanzen in Belgrad
Erschienen in: Arbeitsbuch 2016: Castorf (07/2016)
Ich glaube, es war 2008, als ich zusammen mit Frank Castorf vom Bürgermeister Belgrads eingeladen wurde, zwei Bäume im Park vor dem Nationaltheater zu pflanzen, in dieser ausgesprochen schönen Theaterstadt. Vor der Zeremonie fragte ich, warum diese Linden gepflanzt werden müssen. Die Antwort war: „Der Freundschaft wegen“. „Welche Freundschaft?“, fragte ich, so wie man es zu dieser Zeit in dieser Stadt immer tat. Mir wurde versichert, dass das Baumprojekt recht harmlos sei. Um uns für den großen Anlass vorzubereiten, brauchten Frank Castorf, seine serbische Assistentin und ich uns also nur auszuruhen, in der Stadt umherzustreunen und ein paar Gläser des sehr guten serbischen Fruchtschnaps’ zu trinken. Soweit ich mich erinnere, arbeitete Castorf zu dieser Zeit an einer Koproduktion mit dem Nationaltheater Belgrad, den Wiener Festwochen und dem BITEF-Festival. Das Stück hieß „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus. Ich warte noch immer darauf! Frank Castorf ist der Doppelmonarchie diese Arbeit nach wie vor schuldig geblieben! Mein Projekt war bescheidener: „Die Bakchen“.
Ich erinnere mich, dass Frank Castorf von der Tatsache recht beeindruckt war, dass ich mit einigen Hauptdarstellern der „Olsenbande“, einem dänischen Erfolgsfilm, lange vor Lars von Trier zusammengearbeitet hatte. Ich weiß, dass dies eine vollkommen unnütze Information für...