Die Stimmung im Stuttgarter Talkessel ist unruhig. Nervös. Etwas aufgeregt. Die gigantische Baustelle am Hauptbahnhof, der gedreht und unter die Erde verlagert werden soll, wächst und wuchert immer mehr. Der Verkehr steht auf Jahre hin kurz vor dem Kollaps, und die immer neuen Wegeführungen im Bahnhof werden umbaubedingt länger und länger. Die grünrote Landesregierung hat den Volksentscheid für das S21-Projekt längst ausdrücklich akzeptiert – Ministerpräsident Winfried Kretschmann besiegelte dies mit dem berühmten Wort „der Käs isch gessa“. Doch die Gegner lassen nicht locker, bei der 300. Montagsdemo im Dezember wurden zwischen 3000 und 5000 Menschen gezählt.
Und am Staatsschauspiel? Auch da ist die Stimmung etwas unruhig. Blenden wir kurz zurück: Armin Petras ist vor dreieinhalb Jahren von der Theatermetropole Berlin nach – wohin bitte? – ja, Stuttgart gegangen. Es war ein großer Start, ein vielversprechender auch. Petras erkundet seither die Stadt mit einem jungen, ästhetisch risikobereiten Team und füllt das Haus gleichzeitig mit konsensfähigen Inszenierungen, bei denen er prominente Ensemblemitglieder wie Edgar Selge, Peter Kurth und Gäste wie Fritzi Haberlandt, Corinna Harfouch, André Jung und Joachim Król einsetzt. Der Erfolg kam prompt: zwei Einladungen zum Berliner Theatertreffen, jeweils eine weitere zu den Mülheimer Theatertagen und den Wiener Festwochen, belobigte Schauspieler...