Zeitreise und Fundgrube zugleich ist dieses Buch, das die Geschichte von Regisseurinnen der DEFA und ihrer Filme darstellt. Vermutlich wäre es den meisten der im Buch Vertretenen nicht unbedingt recht gewesen, von ihren männlichen Kollegen derart separiert zu werden – denn die Geschlechter definierten sich in der DDR nicht gegeneinander, sondern über den gemeinsamen Gegenstand, der hier der Film ist.
Aber aus heutiger Sicht ist es dennoch interessant zu erfahren, wie viele Frauen unter den DEFA-Regisseuren waren und auch, warum manch eine nicht so bekannt geworden ist, wie sie es verdient hätte. Dieses im alphabetischen Lexikon-Stil aufgebaute Buch erlaubt es, sich gleichsam assoziativ in ihm zu bewegen. Oft kennt man die Namen, aber nicht die Biografie dazu. So die von Marion Keller, frühe Lebenspartnerin von Kurt Maetzig, mit dem sie die DEFA-Kino-Wochenschau „Augenzeuge“ gründete. Als sich Maetzig nach seinem Spielfilmdebüt „Ehe im Schatten“ (1947) mehr und mehr eigenen Projekten widmete, leitete sie den „Augenzeugen“ von 1947 bis Ende 1949 allein, getreu dem Motto eines demokratischen Neuanfangs: „Sie sehen selbst, Sie hören selbst, urteilen Sie selbst.“ Die neue DEFA-Wochenschau sollte das Gegenteil zur Propaganda der Nazi-Wochenschau sein: zuerst sachliche Information. Aber dann, so Maetzig, verschwand der Vorspruch und mit ihm der...