Theater mit alten Menschen
von Ute Karl
Erschienen in: Lektionen 5: Theaterpädagogik (10/2012)
Schauspieler spielen bis ins hohe Alter Theater – das war vielleicht schon immer so. Daneben gibt es aber eine wachsende Anzahl von Alten- bzw. Seniorentheatergruppen, die – anders als Jugendtheatergruppen – trotz ihrer wachsenden Anzahl noch nicht in gleichem Maße im gesellschaftlichen Bewusstsein sind. Hierbei handelt es sich zunächst um meist theaterpädagogisch gerahmte Theaterformen, mit denen Menschen der Generation 50+ als Spieler angesprochen werden sollen. Die Begriffe „Alten“- und „Seniorentheater“ werden meist synonym verwandt. „Altentheater“ verweist aber in Abgrenzung zu dem eher rhetorisch beschönigenden Begriff „Senior“ auf einen selbstbewussten und offenen Umgang mit den Herausforderungen des Älterwerdens.
Erste Altentheatergruppen und -projekte entstanden Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre in den westdeutschen Bundesländern, ein Trend, der sich in den ostdeutschen Bundesländern Anfang der 1990er Jahre fortsetzte. Kontext der Entstehung dieser Gruppen ist zunächst die zielgruppenorientierte Kulturarbeit, deren Ziel es ist, allen gesellschaftlichen Gruppen Möglichkeiten künstlerischen Ausdrucks zu eröffnen. Hinzu kam die aufkommende Popularität von Oral History und Erinnerungsarbeit, die Anregungen für eine biografisch orientierte Theaterpraxis bieten. Die Expansion des Altentheaters ist aber auch im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Veränderungen zu sehen. Die Gruppe der älteren Menschen, die 65 Jahre und älter (2005: 15.870.100; 2009: 16.901.700) sind, aber auch die der über...