Als sich der eiserne Vorhang im Schauspiel Dortmund hebt, gibt er die Sicht auf eine düstere Welt frei. Zu sehen ist ein Gebäude, ähnlich einer trutzigen Burg, das auf der Drehscheibe steht und hoch in den Bühnenraum hineinragt, rechts und links gesäumt von verdorrten Bäumen. Auf den ersten Blick ist klar: Hier wird eine Welt gezeigt, in der niemals die Sonne scheint. „Der Schrei“ von Edvard Munch trifft Lord Voldemort. Das Publikum kann in das Gemäuer hineinsehen, in Kreuzgang, Schlafraum, Dusche. Nach und nach wird dieser Ort vom Dortmunder Ensemble gefüllt, das in dieser Arbeit von zehn Schauspielschülerinnen und Schauspielschülern aus dem zweiten Jahrgang der Folkwang-Universität unterstützt wird. Sie erscheinen im Nebel auf dem Dach dieses unheimlichen Internats, marschieren im monotonen Gleichschritt durch seine Gänge, treiben den einen, der anders ist, vor sich her. Gekleidet sind sie in Uniformen, offensichtlich von „Moden“ aus der NS-Zeit inspiriert. Annika Lu Hermann, verantwortlich für die Realisierung der Kostüme und die Kostümmalerei, hat unglaubliche Arbeit geleistet: Durch die Massivität der Kleidung nehmen die Darstellenden physisch sehr viel Raum ein, und gleichzeitig wirken sie durch die rohen Pinselstriche auf dem Stoff dem Verschwinden nahe. Es ist kaum möglich, im Ensemble ein bekanntes Gesicht auszumachen, denn...