Wo wird da die Kunst bleiben?“, fragten sich Dresdner Theaterfreunde, als sie von der Absicht Lutz Hübners erfuhren, ein Stück über die sächsische Demokratie und Justiz zu schreiben. Eine Frage, die sich im politischen und dokumentarischen Theater immer wieder stellt und die sich doch immer wieder erübrigt. Klassikern wie der „Ermittlung“ von Peter Weiss, Hochhuths „Stellvertreter“ oder in jüngerer Zeit den Arbeiten von Rimini Protokoll wird niemand die Qualitäten gekonnter Überhöhung und Verdichtung absprechen. Dennoch ist die Skepsis bei Uraufführungen spürbar, insbesondere dann, wenn der Stoff noch heiß ist wie in Sachsen. Nach wie vor verwendet die Dresdner Staatsanwaltschaft einen erheblichen Teil ihrer Energie darauf, Verstöße gegen das Versammlungsgesetz seitens der Nazi-Gegner bei den Februardemonstrationen der vergangenen Jahre zu ahnden. Der Prozess gegen den Jenaer Jugendpfarrer Lothar König wegen schweren Landfriedensbruchs (!) ist lediglich unterbrochen worden.
Hübner selbst möchte das mit „Ein Exempel“ betitelte Stück allerdings nicht dem dokumentarischen Theater zurechnen. „Es handelt sich um eine Versuchsanordnung, in der eine Gruppe von Leuten durch das Nachspielen und Anspielen von Situationen etwas herausbekommen will.“ Wie er das arrangieren muss, hat Hübner mit ähnlich brisanten Gegenwartsstoffen vielfach erfolgreich ausprobiert. Kaum eine deutsche Bühne, die „Frau Müller muss weg“ über die frühzeitige Schülerauslese...