Überregionale Anerkennung: Adolphe Appia und Oskar Wälterlin in Basel
von Peter Michalzik
Erschienen in: 100 Jahre Theater Wunder Schweiz (11/2020)
Adolphe Appia und Oskar Wälterlin in Basel
Wie aber zeigte sich das Berufstheater der Zeit? Die bedeutsamste Entwicklung an den Schweizer Berufsbühnen Anfang der zwanziger Jahre vollzog sich am Basler Stadttheater. Der 24-jährige Schauspieler Oskar Wälterlin inszenierte 1920 zur Eröffnung der neuen Spielzeit, natürlich, Schillers „Tell“. Es war damals gerade Krisenzeit in Basel, Intendant Ernst Lert war wegen „Verschwendung“ bereits nach einer Spielzeit entlassen worden. Wegen des Defizits war die „Genossenschaft des Basler Stadttheaters“ gegründet worden, die die Betriebsverantwortung übernahm, ein Interimsdirektorium leitete das Theater.
Das war nun nichts Besonderes: Nach dem Krieg war nicht nur in Basel die wirtschaftliche Situation bedrängt. Der 1920 neugegründete Schweizerische Bühnenverband sah seine vornehmste und dringlichste Aufgabe in wirtschaftlicher Konsolidierung. Zunächst bemühte er sich deswegen – erfolgreich – um einheitliche Verträge nach deutschem Vorbild und dann – nicht erfolgreich – um Subventionen durch den Bund.
Gleichzeitig beginnt hier in Basel eine andere Schweizer Theatergeschichte, eine Theatergeschichte, die nicht mehr von einem fliegenden Auge geschrieben werden kann, eine Theatergeschichte, die anderen Gesetzen folgt als Land und Leute, als Volk und Berge. Welche Gesetze das sind, ob diese Geschichte überhaupt Gesetze hat, werden wir vielleicht gegen Ende dieser Erzählung sehen.
Obwohl er 1919 das erste Mal...