Theater der Zeit

Die feinsten Unterschiede: Text und Regie Nora Abdel-Maksoud – Café Populaire

Theater Neumarkt Zürich. Uraufführung 27. April 2018. Bühne und Kostüme Moïra Gilliéron Dramaturgie, Inga Schonlau, Musik Enik

von Mirja Gabathuler

Erschienen in: Radikal jung 2019 – Das Festival für junge Regie (04/2019)

Assoziationen: Nora Abdel-Maksoud Theater Neumarkt

Foto: Barbara Braun

Foto: Barbara Braun


„Das Thema des heutigen Abends ist Klassismus. Wir nennen es auch: den unbekannten Ismus.“ Irritiertes Blickkreuzen im Publikum. Nein, man befindet sich nicht im Bourdieu-Seminar. Sondern im Theater. Genauer gesagt, ist gerade der erste Satz des Stücks „Café Populaire“, geschrieben und inszeniert von Nora Abdel-Maksoud, gefallen.

Klassenkampf im Bühnenformat? Ja – und in Wohlfühlrosa! Die Bühne, verkleinert auf eine schmale Box, ist in pastelliger Wes-Anderson-Optik gehalten. Die vier Schauspielerinnen und Schauspieler, die dort aufgereiht stehen, könnten direkt dessen „Grand Budapest Hotel“ entlaufen sein. Über das elegante Werk des Filmregisseurs ist man sich, im Stück wie wohl auch im Publikum, gerne einig. Zumindest, wenn man einer bestimmten sozialen Klasse angehört.

Wer glaubt, der Klassenbegriff sei überholt, den lässt Nora Abdel-Maksoud im Verlauf ihrer Inszenierung genüsslich auflaufen. Die Münchner Autorin und Regisseurin hat in den letzten Jahren mit beißenden Satiren auf sich aufmerksam gemacht. Auch „Café Populaire“ ist durchtränkt von skurrilem, schwarzem Humor. Er speist sich in diesem Stück aus dem alltäglichen Hickhack zwischen Klassen, die weiter existieren – auch wenn die Figuren auf der Bühne vorerst das Gegenteil behaupten.

Drei prototypische Bewohner eines Kleinstadtkaffs namens Blinden stehen dort aufgereiht: Svenja, Bildungsbürgerin mit Kunststudium, „zivilisiert, gebildet und konfliktfähig“, schraubt on- und offline...

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