Maxi Obexer beschreibt ihre Enttäuschungen über Europa. Sie wechselt munter die Perspektiven, nur die Enttäuschung bleibt.
Es ist schon bizarr. Ausgerechnet in einer Ankündigung zur Lesung eines ihrer Texte, in dem die in Südtirol geborene Obexer über den Empfang der Einbürgerungsurkunde in die Bundesrepublik Deutschland berichtet, wird sie als italienische Autorin klassifiziert. In Rom spricht man ihr, so schreibt sie, aber das Italienischsein ab. Ihre Großeltern hatten einst das Italienischsein abgelehnt, weil das damals ein Bekenntnis zu Faschismus und Mussolini bedeutet hätte.
Die Welt, oder auch nur Europa, ist komplex. Sollte man es vergessen haben, so wird man in Obexers jüngstem Buch „Europas längster Sommer“, mit dem sie für den Bachmann-Preis 2017 nominiert war, daran erinnert. Und solange die Autorin bei den biografisch nahen Begebenheiten bleibt, über das Fremdsein in Bozen und Brixen, in Berlin und Rom sowie im Zug von der Südtiroler Gemeinde Franzensfeste bis ins bayrische Rosenheim schreibt, lässt man sich gern daran erinnern. Man nimmt die immer wieder abgerissenen Erzählfäden mit Freude auf, verknüpft sie, assoziiert, lässt sie manchmal auch unverbunden hängen, weil ein Verbinden nur die Illusion von Intaktheit erzeugen würde.
Oft aber zieht Obexer noch andere Erzählebenen ein – mit Material aus zweiter, dritter und...