Produktiv gleich profitabel?
von Wolfgang Engler
Erschienen in: Wendungen: Die andere Wahrheit (09/2021)
Kroetz’ Versuchsanordnung versammelt alle Elemente, um eine Geschichte zu erzählen, die lange vor Kurt begann und die noch immer währt. Es ist die Geschichte einer großen Verkehrung, einer großen Ungerechtigkeit und einer leisen Hoffnung.
Da ist der Fuhrunternehmer, der seinen Schnitt machen will, machen muss, ist er doch nicht allein auf seinem Feld. Konkurrenten sitzen ihm im Nacken. Um möglichst gut abzuschneiden, entsorgt er Abfälle seiner Firma zu geringen Kosten in die Umwelt: hundert Mark für den Fahrer, ein paar Mark für den Diesel.
Lässt sie entsorgen. Von Kurt, seinem Angestellten. Der ist anstellig, weil er nur leben kann, wenn er Arbeit findet und leistet, die für den Arbeitgeber profitabel ist. Das geschieht, wenn Kurt während längerer Zeit für diesen tätig ist, als er benötigt, um den Gegenwert all dessen zu erwirtschaften, was ihm als Lohn zuteilwird. Das ist das Geheimnis der „Ausbeutung“, auch der gut entlohnten.
Auf Kurt passt das hässliche A-Wort gar nicht so schlecht. Ihm gehört nichts von dem, womit er täglich in seiner Arbeit umgeht. Dieser Umstand hängt mit einer Enteignung zusammen, der man einen in die Irre führenden Namen gab: „ursprüngliche Akkumulation“. ‚Graue Vorzeit‘, meint man da, längst vergangen, abgetan. Tatsächlich ereignet sich dieser Vorgang,...