Die Öffentlichkeiten des Theaters
von Dirk Baecker
Erschienen in: Recherchen 99: Wozu Theater? (01/2013)
Öffentlichkeiten und Publika
Die nächste Gesellschaft, so getauft von Peter F. Drucker,1 ist die Gesellschaft, deren Struktur und Kultur auf die Herausforderung der Einführung des Computers und seiner Netzwerke reagiert. Ähnlich verdankt die moderne Gesellschaft ihre Struktur der funktionalen Differenzierung und ihre Kultur des unruhigen Gleichgewichts dem Versuch der Antwort auf die Herausforderung der Einführung des Buchdrucks. Vermutlich, aber das ist hier nicht das Thema, bekommen wir es in dieser nächsten Gesellschaft mit Netzwerkstrukturen, die in der Austauschbarkeit fast aller Positionen und Verknüpfungen ihre Pointe haben, und mit Systemkulturen zu tun, die auf kleine oder große Fortsetzungslogiken im Umgang mit immer erwartbaren Störungen setzen.
Oskar Negts und Alexander Kluges Einwand gegen Jürgen Habermas, dass die Vermutung einer Repräsentationsfunktion der bürgerlichen Öffentlichkeit zu lange an einem städtischen Bild der Gesellschaft festgehalten hat und heute angemessenerweise durch die Beobachtung von Produktionsöffentlichkeiten ersetzt werden müsse, deren empirischer Gehalt eher durch den Begriff der Kulturindustrie als durch den Begriff einer politischen Vernunft gekennzeichnet werden könne, ist ja auch dann richtig, wenn keine „proletarische Öffentlichkeit“ (Negt/ Kluge) sichtbar ist, der es gelänge, eine andere als manipulative Verknüpfung zwischen Produktions- und Konsumbereich der Gesellschaft herzustellen.2 Die nächste Gesellschaft lässt sich weder auf den Begriff...