Bei unserem ersten ernsthaften Gespräch, also außerhalb der Berliner Theaterkantinen, ging es nicht um die Schauspielerei, sondern um Kunst, um Mode und Malerei. Die Zeitschrift Sibylle hatte mich gebeten, über die Absolventin der Kunsthochschule in Weißensee und ihre Bilder zu schreiben. Aber da betrieb Katja Paryla die Malerei schon nur noch als Hobby, hatte sie nach dem ersten Studium doch ein zweites an der Berliner Schauspielschule erfolgreich beendet – sie folgte schließlich der „Stimme des Blutes“, Vater (Emil Paryla alias Stöhr), Mutter, Onkel, Cousins, alles Schauspieler – und war nach einem Engagement an der Volksbühne (hier war sie 1965 in Benno Bessons legendärem „Moritz Tassow“ zu sehen) am Maxim Gorki Theater gelandet. Kritiken aus dieser Zeit (1967 bis 1977) beschreiben sie als Schauspielerin mit „weiblicher List“, aber auch „rustikaler Robustheit“, sie hat damals vor allem die Landmädels gespielt wie die Tuzza in Pirandellos „Liolà“ oder die Tomaten- Karla in Kerndls „Alois Fingerlein“ – die Stadtfräuleins spielte Jutta Hoffmann –, und die Rosaura in Goldonis „La donna di garbo“ war ein Dauerbrenner. 1977 folgte Katja Paryla dem Ruf ans Deutsche Theater – der Olymp für jeden jungen Schauspieler in der DDR –, Mutter Selly Paryla war da die persönliche Referentin von...