John L. Austin – Die Sprechakttheorie
von Viola Schmidt
Erschienen in: Mit den Ohren sehen – Die Methode des gestischen Sprechens an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin (04/2019)
Aus der „Zur Theorie der Sprechakte“ betitelten Vorlesungsreihe „How to do things with Words“ des britischen Philosophen und Begründers der Sprechakttheorie John L. Austin erfahren wir, dass die Bedeutung von sprachlichen Äußerungen in ihrem Gebrauch liegt. Unterschiedlich gebrauchte Äußerungen haben unterschiedliche Bedeutungen. Es kann sich um Mitteilungen, Versprechen, Warnungen, Drohungen usw. handeln. Nach Austin wird mit der Äußerung etwas gesagt und getan und möglicherweise ausgelöst. Die Sprechhandlung besteht nicht allein im Vorgang des Sprechens. Unter bestimmten Umständen handeln wir dadurch, dass wir sprechen. Als typisches Beispiel wird das Ereignis des Eheversprechens vor dem Standesbeamten ausführlich diskutiert.2 Ein Jawort und die nachfolgende Erklärung verändern die Lebenssituation bis hin zur Steuerklasse. Austin macht deutlich, dass es gewisser Umstände und einer Absicht bedarf, um Handlungen durch Sprechen vollziehen zu können. Ein Sprechen, das handelt, ist performativ und unterscheidet sich von einem konstativen Sprechen, das benennt, beschreibt, erklärt. Die Äußerung „heute ist Dienstag“ kann sich als wahr oder falsch herausstellen und ist somit konstativ. Mit der performativen Äußerung „ich erhebe Einspruch“ wird im Sprechen eine Handlung vollzogen.