Die innere Emigration des Oussama Ghanam
Erschienen in: Recherchen 104: Theater im arabischen Sprachraum – Theatre in the Arab World (12/2013)
Nach seinem Studienabschluss an der Damaszener Hochschule für Schauspielkunst 1997 verließ Oussama Ghanam Damaskus in Richtung Paris und studierte an der Pariser Sorbonne. Seine Rückkehr nach Damaskus im Jahre 2005 ging mit einer Dozentur am Fachbereich für Theaterstudien an der Hochschule für Schauspielkunst einher. Dort lehrte er die Tendenzen der zeitgenössischen Regie und der modernen und zeitgenössischen dramatischen Literatur. Seine Gedanken über das Damaszener Kulturleben dieser Zeit formuliert er so: „Die unabhängige kulturelle Arbeit in Syrien vor 2011 erschien mir nicht wirklich oder nicht hinreichend unabhängig. Im Gegensatz dazu waren die staatlich finanzierten Institutionen der syrischen Kultur unproduktiv und glanzlos, beherrscht von tödlicher Bürokratie und abgetrennt von der Realität.“
So empfand Ghanam auch die Situation des syrischen Theaters als paradox, da es immer eine Randerscheinung innerhalb eines marginalisierten Kulturlebens war. Die Hochschule für Schauspielkunst hatte sich demgegenüber jedoch im Laufe von über drei Jahrzehnten als bedeutendste syrische Kulturinstitution etablieren können. Sie lieferte die Schauspielstars und Mitarbeiter für die Fernsehproduktionen, die die syrische Gesellschaft und Kulturszene seit den Neunziger Jahren dominierten. Ebenso brachte sie die Kulturstrategen für die staatlichen Medien und den unabhängigen Sektor hervor, sowie auch die neue, junge Generation, die derzeit versucht, Theater in Syrien weiterzutreiben.
„Neben der bürokratischen...