Wo sie auftrat, entstanden im Publikum Tumulte. Die Erfinderin des Grotesktanzes Valeska Gert schockierte und faszinierte ihre Zuschauerinnen und Zuschauer. Kurt Tucholsky feierte sie als „hervorragende Tänzerin“ und „außergewöhnliche Frau“. Zeitlebens war Gert künstlerische Avantgarde, mit Sergej Eisenstein liiert, in ihren unzähligen Bar-Projekten kellnerten Tennessee Williams und Klaus Kinski. „Unter allen Umständen wahr sein“ wollte die Tänzerin und Menschendarstellerin. Und es gelang. Die Unmittelbarkeit und Direktheit, die sie in ihrer berühmten Miniatur „Tod“ erreichte, ihr genauer Blick für die Armen, ihre unsentimentale Sicht auf die Gesellschaft, ihr Improvisationstalent in Sachen Formate, das alles machte Valeska Gerts Modernität aus. Ihr Leben verlief wechselvoll, die Karriere wurde durch den Naziterror unterbrochen, genauer: Sie riss ab. Denn bei Gerts Rückkehr nach Deutschland war die einst so berühmte Künstlerin beinahe vergessen. In ihren Lebenserinnerungen „Ich bin eine Hexe“, 1968 erstmals aufgelegt, jetzt im Alexander Verlag erneut erschienen, erzählt die Künstlerin selbst. Kaleidoskop nennt sie die flirrende Erzählung: Jemand schüttelt kräftig, und die bunten Splitter ergeben ein neues Bild.
Valeska Gert war nicht nur eine Erfinderin auf dem Gebiet der Kunst. Sie gehörte auch zur Spezies der komischen Frau, denn sie war seltsam und witzig zugleich. Und das, obwohl die Werkzeuge des Komischen – Intelligenz,...