Theater der Zeit

Gespräch

Was macht das Theater, Wolfgang Schneider?

von Sabine Leucht

Erschienen in: Theater der Zeit: Die Spieler – Das Schauspielhaus Bochum (06/2020)

Assoziationen: Dossier: Was macht das Theater...?

Foto: Isa Lange
Foto: Isa Lange

Wolfgang Schneider, was machen die ­Theater falsch, dass sie erst lange nach der Bundesliga und den Biergärten in den Fokus der Politik gerückt sind?

Ihre Frage müsste andersherum gestellt werden: Wie haben es DFL, Gastronomiebetriebe und dergleichen geschafft, zuerst bedient zu werden? Und da sind noch nicht die schlimmsten Finger benannt, die nach der Staatskohle schreien, wie Autolobby, Bauernverband, Luft­hansa … Kultur spielt in der Politik leider nach wie vor eine marginale Rolle. Ihre Förderung wird als freiwillige Aufgabe ­definiert. Im Grundgesetz fehlt noch immer der Artikel 20b: „Der Staat schützt und fördert die Kultur.“

Also anders gefragt: Warum wird das Theater von so wenigen vermisst?

Die Menschen, die ich beim Einkaufen treffe, beklagen die Absage des Kirchweihfestes und vermissen ihre lokalen Gesangvereine. Die Theateraffinen sollten wahrnehmen, dass nach wie vor mehr als die Hälfte der Bevölkerung nie in ­ihrem Leben ein Theater besucht. Daraus ergibt sich die kulturpolitische Notwendigkeit, dafür zu sorgen, dass das Theater wegen seiner Substanz, Relevanz und Brisanz nachgefragt wird.

Das bedeutet konkret? Was sollten die Thea­ter Ihrer Meinung nach kulturpolitisch tun?

Einerseits müssen sie derzeit alle um ihre Haushalte besorgt sein. Insbesondere die freien Künstler kämpfen um ihr existenzielles Überleben. Andererseits könnte die Krise auch...

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