Als Frie Leysen 1994 in Brüssel das Kunstenfestivaldesarts gründete, das die Zweisprachigkeit Belgiens schon im Titel trägt, hatte sie die so simple wie geniale Idee, die Inszenierungen in den Theatern der Brüsseler Sprachgemeinschaften auszutauschen. In den flämischsprachigen Häusern präsentierte sie französischsprachige Aufführungen und umgekehrt. Das war ein Risiko und funktionierte anfangs schlecht, aber sie ließ nicht locker, und allmählich gewöhnte sich das Publikum daran. Heute finden es alle fast normal, aber es brauchte eine Initiatorin wie Frie Leysen, um den Stein ins Rollen zu bringen.
1950 in Hasselt geboren, studierte sie Kunstgeschichte an der Universität Leiden mit dem Schwerpunkt mittelalterliche Kunst. Dass sie sich später dem Gegenteil zuwandte und sich nur noch fürs zeitgenössische Kunstschaffen interessierte, ist typisch für sie, und sie spottete gern darüber. Jahrelang leitete sie das flämische Kulturzentrum deSingel in Antwerpen, das Theater, Tanz, Musik, Performance und Architektur aus Flandern und dem Rest der Welt zeigte und zu einem wichtigen Stützpunkt des internationalen Austauschs wurde.
Später gründete sie gemeinsam mit Guido Minne das Kunstenfestivaldesarts, das sie vor allem als Plattform für sorgfältig ausgewählte Debütanten verstand. Sie liebte ihre Künstler, auch wenn sie durchfielen, förderte und beschützte sie. Und wehe, man war nicht einverstanden mit ihrer Auswahl –...