Schon wahr, irgendwie. „Du glaubst doch nicht, dass die jetzt Momente erhebender Intensität hätten, angefüllt mit Erkenntnis und Ekstase“, lästert Ines und meint – die Zuschauer. „Schau sie dir an. Das hier ist doch das Beste, was die aus ihrem Abend machen können.“ Sonst würden sie doch eh nur tun, was sie immer tun. Essen, shoppen, fernsehen, über die Arbeit klagen. Dann doch lieber Theater.
Ines ist die Freundin von Richard, den sie einen „Sinnhaftigkeits-Blockwart“ nennt. Im Angesicht seines nahenden Endes will der einstige Underground-Filmer, dass nur noch „Großes“ passiert, keine Zeit mehr vergeudet wird. Nicht seine, nicht die des Publikums. Doch das ist ein hoffnungsloser Kampf. Das Leben funktioniert so nicht.
„Die Kunst der Selbstabschaffung“ hat Rebekka Kricheldorf ihr jüngstes Opus getauft. Es ist bereits ihre fünfte Auftragsarbeit für das Staatstheater Kassel. Und es geht um nicht weniger als: das Leben. Um das erbarmungslose Weiterticken der Uhr, langsam in der Jugend, rasend schnell im Alter. Um den Tod und was bis dahin geschieht. Oder eher: was leider nicht geschieht. Denn letztlich läuft das Leben mit tödlicher Präzision genau darauf hinaus: sich abzuschaffen. Oder abgeschafft zu werden. Die Kunst ist, trotzdem zu leben.
Richard (gespielt von dem unglaublich präsenten Jürgen...