Das russische Revolutionsjubiläum steht vor der Tür, und die 68er-Bewegung feiert bald ihren runden Geburtstag. Doch die Feierstimmung innerhalb linker Kreise ist angesichts der nationalistischen und rechtspopulistischen Rollbacks getrübt. Das Buch „Beziehungsweise Revolution“ der Autorin und Künstlerin Bini Adamczak steckt voller Ansätze, wie die aktuelle Schockstarre zu lockern wäre. Anstatt als Reaktion auf die Wahlen der angry white men kurzerhand die alten Haupt- und Nebenwidersprüche hervorzuzaubern, schlägt Adamczak vor, kommunistische Anliegen mit den Interventionen der 68er, der LGBT-Bewegung sowie Queer- und poststrukturalistischer Theorie zu verbinden. Wenn es dabei auch um die Rekonstruktion eines „kommunistischen Begehrens“ geht, bewegt sie sich näher am Pop als am Populismus.
Bini Adamczak, deren Buch „Kommunismus“ (Unrast 2004) in der dieses Jahr erschienenen englischen Übersetzung einen regelrechten Shitstorm auf Breitbart und Co. hervorrief, widmet sich in „Beziehungsweise Revolution“ einer Relektüre der Russischen Revolution sowie der 68er-Bewegung. Wie in ihren beiden vorangegangenen Büchern geht es auch hier um die Untersuchung politischer Affekte zwischen kommunistischer Trauerarbeit und der Hoffnung auf solidarischere Beziehungsweisen.
Spielerisch unterläuft Adamczak dabei die allzu einfachen Lesarten der Oktoberrevolution, der Revolutionswelle von ’68 und von Revolutionen überhaupt. Hinter dem geglätteten Bild des entscheidenden Moments und der Fixierung auf einzelne Akteurinnen und Akteure, hinter dem männlich...