Die Welt ist in einem schlechten Zustand. Darüber bedarf es im Theater keiner Aufklärung mehr. Beim 29. TheaterFest des Agora Theaters im belgischen St. Vith werde ich als Zuschauerin daher vielmehr dazu angeregt, endlich selbst aktiv zu werden, für die Welt, für das Theater und für mich nach einem Ausweg zu suchen.
Programmatisch in diesem Sinne war bereits die Eröffnungsvorstellung: „Axe“ von und mit Agnès Limbos (Cie Gare Centrale) und Thierry Hellin (Une Compagnie). Ein älteres Ehepaar, zwei Plutokraten, sitzt im Ambiente aus besseren Tagen am Tisch und versucht Haltung zu bewahren, obwohl der Tee längst getrunken ist und sie sich nichts mehr zu sagen haben. Draußen tobt Krieg. Sie ignorieren, was außerhalb ihrer bröckelnden Wände passiert. Schreie einer Vergewaltigung sind zu hören, doch werden sie von den beiden durch Erinnerungen an bessere Zeiten überspielt. Dennoch: Irgendwann erfasst der Krieg auch die beiden Alten, und sie „werfen“ Bomben in Richtung Publikum. Von einem internationalen Gericht wegen Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen angeklagt, bekennen sie sich nicht schuldig. Dieses absurde Spiel am Rande des Abgrunds meistern die beiden Darsteller mit der Genauigkeit, mit der sie ihr sinnentleertes Tun auf der Bühne behaupten, auf dem Seil der Erinnerungen buchstäblich tanzend.
Zwei Inszenierungen nutzten Filme...