Die Teatime ist nicht nur in Großbritannien beliebt, sondern auch in der Schweiz. Hier versammeln sich an einem Tisch auf der Bühne des Theaters Tuchlaube der Äthiopier Aron Yeshitila, der Eritreer Getachew Yemane sowie die Schweizer Sabina Reich und David Werner. Um Äthiopien kreist das Gespräch. Ein immer wieder von Unruhen geschütteltes Land, von Italien mehrmals besetzt, aber – aus der Sicht der Äthiopier – „nie kolonialisiert“, wie der seit 2010 in der Schweiz lebende Autor und Regisseur Aron Yeshitila sagt: „Wir wuchsen auf mit glorreichen Geschichten von Königen, heiligen Kriegen und heldenhafter Aufopferung für das Mutterland. Das Problem ist: Auch wenn heute die Kolonialfeinde nicht mehr da sind, befindet sich Äthiopien in einem endlosen Kreislauf von immer neuen Kriegen.“
Was wissen die Europäer darüber? Nicht allzu viel, wie sich in den ersten Minuten der Inszenierung zeigt. Zwar ziehen die Schweizer Reich und Werner sofort Dokumente hervor, die Folter, Mord und Krieg bezeugen und überdies vom nie ganz eingelösten Versprechen einer Demokratie handeln, doch wird den beiden dadurch Äthiopien näher? Nur bedingt. Deswegen muss eine andere Geschichte her. Zum Beispiel diese: 1879 reist der Schweizer Ingenieur Alfred Ilg nach Äthiopien, gewinnt dort das Vertrauen von Kaiser Menelik II. Ilg ist...