Lachend springt die 16-jährige Sophie Scholl aus dem Fotorahmen. Die Unbeschwertheit des Mädchens steckt an. Mit starken Filmbildern wie diesem setzt der Theater- und Filmregisseur Volker Maria Engel die Geschichte der Widerstandsgruppe Weiße Rose als Online-Stream in Szene. In Corona-Zeiten hat die Landesbühne Rheinland-Pfalz im Schlosstheater Neuwied die packende Inszenierung fürs Netz konzipiert. Wie schon die Produktion „Corona-Papers“ des österreichischen Dramatikers Stephan Lack steht sie auf der Homepage zum Abruf. In Lacks hochaktuellem Zeitstück, das im Juni vergangenen Jahres noch vor Publikum im Theater gezeigt werden durfte, legte Regisseur Lajos Wenzel den Schwerpunkt auf die Live-Performance. Da geht die neue Produktion weiter. Denn bei der Premiere im Februar gab es keine Möglichkeit, vor Zuschauern zu spielen.
Dass Regisseur Engel ein Grenzgänger zwischen Theater und Film ist, macht das Projekt so reizvoll. Sein Blick auf das Leben von Sophie Scholl und die anderen Mitglieder der Weißen Rose, die am 22. Februar 1943 von Nazi-Schergen hingerichtet wurden, tariert die Qualitäten von Bühne und Film klug aus. Mit feinem Gespür für die Balance von Nahaufnahme und Totale übertrug Engel die Inszenierung in eine stimmige Filmsprache. Dennoch lässt die Produktion dem Ensemble Raum, seine Rollen zu entfalten. Durch diese Langsamkeit emanzipiert sich Engels Arbeit...