Theater kann so einfach sein. Ein paar Worte – und ein Mensch, der sie spricht. Dazu andere Menschen, die dabei zuschauen. Auf diese einfache Formel bricht der iranische Autor Nassim Soleimanpour sein Theater herunter. Aufführungen seiner Stücke beginnen damit, dass einem Schauspieler der Text auf offener Bühne überreicht wird. So geschah es auch bei der deutschen Erstaufführung von „Nassim“ im English Theatre Berlin. Der Schauspieler kennt den Text nicht. Genauso wenig wie das Publikum. Zu Soleimanpours professioneller Geheimniskrämerei gehört, dass auch Theaterkritiker die Texte nicht erhalten. Natürlich besteht eine große Gefahr darin, im Beschreiben dessen, was geschieht, etwas von der Freude zu rauben, die sich bei der Erstberührung mit einem Stück von Soleimanpour einstellt. Die Schauspieler stehen mittlerweile Schlange. Denn es ist ein Theater ganz ohne Probe. Der Betrieb schnurrt zu einem Moment zusammen, ein Faszinosum – auch für die Zuschauer.
Ein zweiter Reiz liegt in dem Blick auf die Machtverhältnisse. „Gehorcht“ der Performer den Anweisungen des an die Wand projizierten und für alle offen einsehbaren Stücktextes? Versucht er, komplizenhaft das Publikum einbeziehend, dieser Diktatur des Schreibers zu entkommen? Erlaubt das Publikum Abweichungen oder agiert es als Drama-Polizei?
Ein dritter Reiz dieses Formats ist, zu sehen, wie aus simplen Worten...