Auftritt
Theater der Stadt Ulm: Im Laufschritt in den Tod
„Der Prozess“ nach dem Roman von Franz Kafka, Bühnenfassung von Malte Kreutzfeldt – Regie und Bühne Malte Kreutzfeldt, Kostüme Christine Hielscher
von Elisabeth Maier
Assoziationen: Baden-Württemberg Theaterkritiken Malte Kreutzfeldt Theater Ulm
Erschienen am 21.5.2024
Der Prokurist Joseph K. läuft und läuft und läuft. Es scheint so, als laufe er um sein Leben. Doch er kommt nicht vom Fleck. Während seine bürgerliche Existenz von den Wächtern des Gesetzes kontrolliert wird, reift in ihm die Erkenntnis. Was ist, was war dieses Leben eigentlich wert? Auf einem kleinen Laufband im vorderen Bereich der Bühne läuft der Schauspieler Frank Röder. Fast eineinhalb Stunden lang ist er in der Bühnenfassung von Franz Kafkas „Der Prozess“ in Bewegung. Doch das scheint ihn kaum zu erschöpfen. Nicht nur das verleiht Malte Kreutzfeldts Bühnenfassung ihren Drive. Der Regisseur hat für das Theater Ulm einen Bühnenraum gestaltet, der den Plot der Wirklichkeit entrückt. Hinter dem durchsichtigen Vorhang sind die Konturen einer Himmelstreppe zu erkennen.
In den Jahren 1914 bis 1915 schrieb Kafka seinen Roman „Der Prozess“. Als er zehn Jahre später sein ärztliches „Todesurteil“ erhielt, verlangte er von seinem Freund Max Brodt, dass dieser alle Texte und Fragmente vernichten sollte. Das tat der Literat nicht und gab 1925 das Romanfragment „Der Prozess“ heraus. Damit wurde Kafka nach seinem Tod weltberühmt. Generationen von Schüler:innen lesen den Text und rätseln über die Geschichte des Mannes, der verurteilt wird. Wessen er beschuldigt wird, das bleibt ihm...
Erschienen am 21.5.2024
