Was wäre, wenn die Welt, die ich Wirklichkeit nenne, im Grunde nur eine vollprogrammierte Computersimulation wäre? Was, wenn wir alle, wissend, darin gefangen wären? In ihr noch zum Avatar unserer selbst würden? Und die Grenzen zwischen Ich und Technologie nicht mehr auszuloten wüssten?
Dass das Betreten dieses erkenntnistheoretischen Terrains nicht allein dem Film – man denke an Rainer Werner Fassbinders „Welt am Draht“, Peter Weirs „Truman Show“ oder „Matrix“ der Wachowski-Geschwister –, sondern auch dem Theater auf beirrendfaszinierende Weise gelingt, zeigt ein Schwerpunkt der diesjährigen Theaterformen. Die Festivalleiterin Anja Dirks umschreibt ihn mit „posthumane Dramaturgien“ und evoziert Fragen nach einer Kunst nichtmenschlicher Autorschaft, nach Spielräumen der Theatermaschine im digitalen Zeitalter sowie nach der Theatralik, die in der Verwobenheit von Mensch und Technologie liegt.
Stefan Kaegis (Rimini Protokoll) für verschiedene Städte entworfener Audiowalk „Remote X“ (u. a. in Avignon, Berlin, Wien und Zürich) lädt in Hannover zur kollektiven und doch (wegen der Kopfhörer) vereinzelten Fernsteuerung ein. Die 50-köpfige Horde und ich warten auf einem Friedhof. Julia, eine computergenerierte Stimme, leitet uns auf unserer imaginären Zeitreise rückwärtsgerichtet vom eigenen Tod bis zur Geburt: durch das „Freiluftmuseum der Statussymbole“, vorbei an den „Aussortierten am Straßenrand“, zur Überquerung „automatisierter Diktaturen“ (Kreuzungen), entlang „der großen...