Taoufik Jebali – Im Trüben schwimmen
von Thameur Mekki
Erschienen in: Recherchen 104: Theater im arabischen Sprachraum – Theatre in the Arab World (12/2013)
Die Bühne ist dunkel. Aber sie wechselt schnell von der frustrierenden Dunkelheit ins grelle Licht. Die Übergänge zwischen den Akten sind brutal. Sie werden von durchdringenden Schüssen oder harten, industriellen Elektro-Beats begleitet. Es ist schwierig, Leben zu schenken, wenn auf dem Weg zur Aufklärung der Obskurantismus lauert. Auf der Bühne ist immer etwas los, aber es lässt sich nicht ganz dechiffrieren. Die Figuren sind unberechenbar. Ihre Handlungen sind kompromisslos, und ihre Entscheidungen sind absurd. Wir sind in Die Wahlkabine, einem Theaterstück, das Naoufel Azara und Moez Gdiri 2011 inszeniert haben. Taoufik Jebali, geboren 1944, zeichnete für die künstlerische Leitung und die Konzeption dieses Werkes verantwortlich. Das Bühnenbild erinnert an ein Wahllokal, könnte aber auch zu einer Reality-Show oder einem Call-Center gehören. Die visuelle Inszenierung des Stücks schöpft insbesondere aus der besonderen Hell-Dunkel-Ästhetik. Auch wenn die Figuren geschwätzig scheinen, bleibt Raum für das Unsagbare. Manchmal geht es auch in erster Linie darum.
Die Personen in der Wahlkabine werden von der Angst vor einer möglichen Niederlage verfolgt. Bald lähmend, bald motivierend, ist diese Angst das Leitmotiv all ihrer Aktionen und Reaktionen. Jeder beharrt darauf, anders zu sein und schwingt dabei seine Dogmen, als seien es wohlüberlegte Gedanken. Das Irrationale versteckt sich in...