Theater der Zeit

Editorial

Erschienen in: ixypsilonzett: Philosophie auf der Bühne (10/2021)

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Was ist die Welt und wo ist mein Platz in der Welt? Diese Fragen stellen sich alle Menschen. Sie waren die Motivation für dieses Heft, in dem wir Künstler*innen bitten, uns Auskunft darüber zu geben, wie sie große, philosophische Fragen angehen, was sie beschäftigt, wo Antworten entstehen, was wir zu wissen glauben, wo Nicht-Wissen Ausgangspunkt ist – und wo Dialog, Recherche, Reflektion. Wir erfahren, dass sowohl die Produktion als auch die Rezeption Neugier und Nicht-Wissen und zugleich Erfahrung und Übung voraussetzen. Wir erfahren, dass es Zusammenhänge genau dort gibt, wo wir sie im Alltag durch unsere Zuschreibungen und Ordnungssysteme unsichtbar gemacht haben. Wir erfahren, dass Denken und Gefühl nicht zu trennen sind.

Die Frage nach den großen Fragen bewegt auch diejenigen, die wir 2021 mit den ASSITEJ Preisen ausgezeichnet haben. Und weil die Verleihung in diesem Jahr nicht bei Augenblick mal! stattfinden konnte, sondern erst im September, widmen wir dieses Editorial unseren Preisträger*innen:

Ausgezeichnet mit dem ASSITEJ Preis 2021 wurde der Studiengang Szenisches Schreiben der UdK. Er ermuntert seine Studierenden nicht nur zum Schreiben für ein junges Publikum, sondern es geht um mehr: Die Studierenden erproben einen veränderten Blick auf sich selbst als Expert*innen für das Leben und auf ihre eigene Kindheit als Erfahrungsraum. Kooperationen mit Theatermacher*innen, z. B. dem Theater Strahl, gehören zum Curriculum.

Einen ASSITEJ Preis erhielt das Forum Freies Theater in Düsseldorf unter der Leitung von Kathrin Tiedemann, denn es setzt auf den Wert des Unbekannten und des sinnlichen Erlebnisses, auf die künstlerische Erfahrung, auf die sich Künstler*innen wie Publikum einlassen.

Das Puppentheater Magdeburg gehört ebenfalls zu den ASSITEJ Preisträger*innen in diesem Jahr. Unter der Leitung von Frank Bernhardt sucht es im internationalen Impuls Sehnsuchtsbilder für das eigene künstlerische Schaffen und setzt im Puppen-, Figuren- und Objekttheater auf die Kompliz*innenschaft mit dem Publikum. Zuschreibungen werden ganz selbstverständlich in Frage gestellt, wo Objekte Subjekte werden.

Das Theater Winterthur und das Festival 2turvenhoog sind Träger des Veranstalter*innenpreises der ASSITEJ 2021: Annette Rommel und Ingrid Wolff sind als Veranstalter*innen ebenso nah am Publikum wie an den Bedürfnissen der Künstler*innen und denken über Vermittlung und Dialog als Kontinuum nach.

Eva-Maria Magel, geehrt mit dem ersten Bernd Mand-Preis für Kulturjournalismus 2021, geht es um Kunst als Herzensbildung der Gesellschaft, um eine informierte Öffentlichkeit und die intellektuelle und humanistische Relevanz der Darstellenden Künste für junges Publikum.

Die Begegnungen und Gespräche mit den Preis träger*innen haben uns gezeigt, dass es den Mut zu Leerstellen und zur Debatte genau dort braucht, wo einfache Antworten stehen könnten. Das passt zur Idee dieser Ausgabe von IXYPSILONZETT: Wir haben unsere Autor*innen und Gesprächspartner*innen gebeten, mit und für uns laut zu denken. Ein bisschen Platz für Ihre Leser*innen-Gedanken haben wir auch gelassen, nämlich in den Zeichnungen von Johanna Benz, die immer wieder auf den Punkt bringt, wo sich das Weiterdenken, Weiterfragen lohnen kann. Was ist die Welt und wie sieht die Bühne für die großen Fragen aus?

Meike Fechner und Birte Werner

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