Theater der Zeit

Festivals

In Herz und Hirn

Das Gießener Festival Büchner international jagt einen genialen Dramatiker

von Shirin Sojitrawalla

Erschienen in: Theater der Zeit: Romeo Castellucci: Zurück in die Zukunft – Über die Vermessung der Welt von morgen (09/2013)

Er ist einer der größten Weltbürger auf dem Theater: Nirgendwo zu Hause, gehört er überall dazu, auch wenn er sich nirgends zugehörig fühlt: Woyzeck. Eine Dramenfigur, die mit den Moden schwankt, sich mal hierhin, mal dorthin dehnt, für alles und jeden einsteht und dennoch ihr Rätsel zu bergen weiß. Auf der ganzen Welt erklettert Woyzeck Theaterbühnen, und so nimmt es nicht wunder, dass beim Gießener Festival Büchner international Woyzeck- Interpretationen drei Viertel aller Einreichungen ausmachten. Anlass für das Festival war Georg Büchners runder Geburtstag. Am 17. Oktober 1813 wurde er in Goddelau bei Darmstadt geboren, und am 19. Februar 1837 starb er, weswegen das Bundesland Hessen ihm die Jahre 2012 (175. Todestag) und 2013 (200. Geburtstag) als Gedenkjahre mit besonders vielen Veranstaltungen eingerichtet hat. In Gießen drehte sich dabei alles um den genialen Dramatiker Georg Büchner, der mit gerade mal drei erhaltenen Dramentexten („Dantons Tod“, „Leonce und Lena“ und „Woyzeck“) das Theater revolutionierte.

In Gießen kamen sie alle zur Aufführung und auch, wie gesagt, immer wieder Woyzeck. Ob als japanische Fukushima- Variante oder in einer aufgekratzten Comicversion aus Belgien. Eine der hinreißendsten Adaptionen stammt von der südafrikanischen Handspring Puppet Company und hat schon etliche Jahre auf dem Buckel. 1992 wurde...

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