Die Finsternis: ein Guckkasten aus schwarzer Plastikplane, ein lichtschluckendes Loch. Durch einen Schlitz in der Rückwand schiebt die Pianistin Myunghwa Wiede einen Flügel in die Bühnenmitte und beginnt zu spielen. Beethoven. Als gälte es, diesen Unort mit Kultur aufzuhellen. Während im Folgenden der Irrwitz um Wiede herumtobt, wird sie sich weiter unverdrossen durch ihr Repertoire arbeiten, das neben Beethoven auch Puccini und Skrjabin umfasst. Nur gelegentlich weicht der Wohllaut dissonanten Tönen, wenn Wiede die Tasten mit Ellbogenstößen traktiert. Ansonsten aber ist sie eine stoische Statthalterin der Zivilisation inmitten der Finsternis, die in der Inszenierung von Michael von zur Mühlen auf mitunter peinlich berührende Weise lächerlich ist. Aber nur selten zum Lachen.
Wiede teilt sich die Bühne mit vier Schauspielern, die auf High Heels staksen. In flauschigen Angorapullis und mit Seidenstrumpfhosen – nicht nur an den Beinen, sondern auch über den Köpfen – erinnern sie an halb entkleidete Schaufensterpuppen. Gemeinsam sprechen sie den Prolog des Stücks: die Verteidigungsrede eines somalischen Piraten vor einem deutschen Gericht. Bizarres mischt sich darin mit Berührendem. Die Seeräuberei, erzählt der Mann, habe er als Diplomstudium an der Hochschule von Mogadischu erlernt. Dabei habe er doch ursprünglich Fischer werden wollen. Die leer gefischten Meere aber ließen ihm...