Quelle 14: Kleist: Über das Metamorphosen-Theater
von Lars Rebehn
Erschienen in: Lektionen 7: Theater der Dinge – Puppen-, Figuren- und Objekttheater (10/2016)
Das Metamorphosenballett
Heinrich von Kleist, der mit Brentano, Arnim und Tieck befreundet war, zeigte im Gegensatz zu diesen kein Interesse an Puppenspieltexten. In seinem Aufsatz beschäftigt er sich ausschließlich mit den sogenannten Metamorphosen oder Fantoccini der Nachspiele, die wesentlich kleiner als die gewöhnlichen Marionetten waren. Sie wurden bereits um 1750 komplett an Fäden aufgehängt, als die meisten normalen Marionetten noch an einer Eisenstange im Kopf gespielt wurden. Im Gegensatz zu jenen nutzte man bei ihnen auch bewusst die Pendelgesetze und insbesondere die Fliehkräfte. Den normalen Marionetten versuchte man dagegen durch ein hohes Gewicht das Pendeln auszutreiben.1 […]
Die Beschreibung des Mechanischen ist in Kleists Text so akkurat, dass man von drei Prämissen ausgehen muss:
1.Heinrich von Kleist hatte den Kontakt zu einem der besseren Marionettentheater seiner Zeit. Hierzu zählten insbesondere: Joseph Schütz & Georg Dreher, Georg Geisselbrecht (1762 – 1826), Carl Eberle, ein Schwiegersohn von Schütz, der Franzose Jean Verdant und Franz Lorgie aus Sachsen.
2.Er muss von einer dieser Bühnen zahlreiche Vorstellungen besucht haben und wahrscheinlich sogar einen Blick hinter die Kulissen geworfen haben. Dies setzt aber auch einen näheren Umgang mit dem Prinzipal des Theaters voraus.
3.Die Eindrücke dieser Begegnung mit dem Marionettenspiel standen Heinrich von Kleist...