Das Leben – wir wissen es – ist voller Überraschungen. Das gilt auch für Herzog Prospero von Mailand, der glaubt, sich den Büchern widmen zu können, weil er die Staatsgeschäfte beim geliebten Bruder in treuen Händen weiß. Doch er irrt sich, der kleine Bruder übernimmt das Zepter und setzt ihn mitsamt seiner Tochter Miranda auf einem löchrigen Kahn einer ziemlich gewissen Zukunft aus.
Calixto Bieito durfte seinen lang gehegten Wunsch nach einem Projekt zwischen Oper und Schauspiel nun endlich mit Shakespeares „Der Sturm“ verwirklichen. Großes war am Mannheimer Nationaltheater hinsichtlich des Begehrs seit Jahren angekündigt worden: Hebbels „Nibelungen“ mit Opernchor sollten es werden, von mangelnden Chor- und Orchesterkapazitäten, von ausufernden Proben- und Bühnenzeiten war bei mehrfachen Verschiebungen die Rede. Und nun: Großes Werk ganz klein, ein Stürmchen im musikalischen Stundenglas, bei dem sich Mannheims gigantischer Opernapparat betont sparsam gibt. Ohne Chor, mit nur vier Schauspielern, zwei Gastsängern und Kammerorchester.
Wer die Geschichte nicht kennt, bleibt angesichts der Streichung von vier Akten und zwei Dritteln des Personals entspannt. Man kann völlig unbelastet in einen Abend gehen und auf ein, so der Untertitel, „musikalisches Poem für Sänger, Schauspieler und Orchester“ treffen, das stets bildstark, stellenweise gar bezaubernd ist.
Ernst Alisch als Prospero...