Eine Reise kommt einem Reisenden wie eine ihn überragende Größenordnung vor. Ich denke an meine Reise nach Teheran und schon spüre ich als ein „Heimgekehrter“, dass das (Nach-) Denken darüber dazu neigt, die Erfahrungen in einer reinen Beschreibung des Erlebten anzusiedeln. Dabei möchte die Reflexion – etymologisch: das Zurückbeugen – das subjektiv Erlebte sachlich darstellen. Sie versucht, in das behagliche innere Bewusstsein einzudringen, Bausteine zu rekonstruieren und somit an die Grenzen zur Objektivität zu gelangen. Eine Sisyphusarbeit – wie kann man (große) Ereignisse objektiv darstellen, über sie berichten, während man sie miterlebt? Der Blick auf die tabellarisch aufgelisteten Programmschienen des Teheraner Fajr-Theaterfestivals, die Zeitnot und die Distanz zwischen verschiedenen Veranstaltungsorten (dieses Jahr war die riesige Hauptstadtmetropole der einzige Austragungsort) drohten zusätzlich mit einem Gefühl von Ohnmacht und Wehrlosigkeit. Um Eindrücke von Raum-, Zeitund Körpererfahrungen und deren Begrenzungen während der Reise wiederzugeben, bräuchte man also einen geschützten Raum, in dem das Denken sowohl die Subjektivität als auch ihre Grenzen sehen lassen müsste.
Die Wahrheit besteht aus Erscheinungen, die vielmehr zwischen Reflexion und Fiktion verortet werden. Der erfindungsreiche Odysseus stellt nach seiner Heimkehr dem Sauhirten Eumaios, der ihn in eine gemütliche Hütte führt, seine Reisen als von Göttern gewollte Leiden und Irrwege...