Das Schöne an La Ribot ist, dass sie keine Tabus kennt – deshalb ist ihre Kunst so subversiv und hintergründig wie kaum eine andere in der zeitgenössischen Tanz- und Performance-Szene Europas. Sie probiert ihre Themen stets am eigenen Körper aus, den sie nackt oder bekleidet, entfesselt oder unterwürfig in den Ring schickt, um Position zu beziehen im Krieg der Geschlechter und Bekenntnisse. Diese Positionen sind nachdrücklich radikal, doch ohne Verbissenheit, oft humorvoll, aber nie bequem.
In ihrem frühen Solo „Se vende“ (1997) trägt sie ein Schild mit der Aufschrift „Zu verkaufen“ vor der Brust und einen hölzernen Klappstuhl vorm Geschlecht, der sie mit heftigem Auf- und Zuklappen bedrängt und beim Orgasmus mit den Scharnieren quietscht. Das ist komisch und schrecklich zugleich, Inbegriff der Ribot’schen Konzeptkunst avant la lettre. Tatsächlich hat sie Strömungen wie Konzepttanz oder Live Art miterfunden, ohne sich dessen recht bewusst zu sein. Sie experimentiert bis heute mit vielen Formen, ohne sich um gerade angesagte Moden zu scheren, aber bei einem Gastspiel im Londoner Institute of Contemporary Arts, der Wiege der Live Art, stieß sie mit dem Zeitgeist zusammen und wurde von diesem vereinnahmt. Dabei, das muss hier gesagt werden, sind ihre konzeptionellen Ansätze so viel intelligenter,...