Der Zweck heiligt die Mittel
von Siegmar Schröder
Erschienen in: Wir haben es einfach gemacht! – Reisen in internationale Theaterwelten (07/2024)
In den Achtzigerjahren gab es noch fast keine Förderung für Freies Theater. Es gab diesen Begriff noch gar nicht richtig. Alles Theater außerhalb der Stadttheater galt als Laienspiel. Die ersten kleinen Projekttöpfe auf Landesebene und in den Kommunen hätten niemals Theaterproduktionen und -projekte auskömmlich finanzieren können. Als wir 1986 ein großes europäisches Theaterfestival in Bielefeld durchführen wollten, stellten wir einen Antrag über 40.000 DM beim Kulturausschuss der Stadt. Dieser wurde erwartungsgemäß abgelehnt. Der damalige Kulturamtsleiter Horst Adam bezeichnete unser Vorhaben als „Größenwahn“. (Er revidierte dann nach dem Festival seine Meinung und wurde zu einem wichtigen Unterstützer.) Ich musste also einen Umweg gehen und Mittel dort auftreiben, wo sie in ausreichender Höhe zur Verfügung standen, aber eigentlich nicht für diesen Zweck. Nach einem Gespräch mit dem Professor Dieter Baacke35 konnten wir das Festival im Rahmen einer Fachtagung durchführen mit Mitteln des Düsseldorfer Wissenschaftsministeriums.
Finanzierung war immer eine Gratwanderung am Rande der Legalität. Gestaltungsspielraum konnte als Gestaltungsmissbrauch interpretiert werden. Ich war aber generell sehr angstfrei und fand mein Vorhaben so wichtig, dass ich bereit war, Risiken einzugehen.
Ein Schauspieler von uns musste Zivildienst ableisten und wäre uns damit für ein Jahr verloren gegangen. Wir stellten fest, dass wir mit unserem angemieteten...