Schon seltsam, wenn man plötzlich einen Doppelgänger hat. Gerade war Ralph Reichel im letzten Herbst Intendant des Volkstheaters Rostock geworden, da kamen immer wieder Menschen auf ihn zu, ihm zur Wahl zu gratulieren – als Oberbürgermeister! Denn er sieht dem frisch gewählten dänischen Oberbürgermeister Rostocks Claus Ruhe Madsen ähnlich wie ein eineiiger Zwilling dem anderen. Zumal sie das gleiche Brillengestell tragen und den gleichen silbrigen Vollbart von Männern um die fünfzig. Er sitzt in seinem Büro auf einem extra flexiblen Drehsessel, der Bandscheiben wegen. Ein Gesundheitsball wäre auch eine Möglichkeit gewesen, sagt er, wobei er hin- und herschwankt.
Die Ähnlichkeit mit Madsen war schon verblüffend. Zumal er sehr viel weniger Gratulationen dafür bekam, nun – nach drei Jahren als Schauspieldirektor und Stellvertreter von Joachim Kümmritz – selbst Intendant geworden zu sein. Das Volkstheater zu leiten, das ist allerdings etwas, das man – nach all den Querelen der letzten Jahre – niemandem wünscht. Der Ruf des Hauses ist nicht der beste, die Bedingungen, ihn zu verbessern, sind nicht gerade ideal. Immerhin, es gibt den Theaterpakt der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern, der so etwas wie eine Bestandsgarantie bietet. Somit soll es nicht mehr vorkommen, dass die Theater des Landes quasi im Halbjahrestakt vor...