Die gute Nachricht vorweg: Es gibt sie noch, die Versuche, allen Ich-Beteuerungen zum Trotz größere (Macht-)Dimensionen auf dem Theater zu etablieren, Konflikte statt Problemchen zu benennen und diese als wirkungsvolle Vorgaben für relevantes Theater zu entdecken. Dieser Tage zu besichtigen in St. Gallen, der Hauptstadt der Ostschweiz, in dessen Theater der junge Schauspieldirektor Jonas Knecht seit 2015 ein avanciertes Gegenwartstheater anbietet, welches jenseits von Alarmismus und Aufgesetztheit den grundsätzlichen Konfliktfeldern in der Schweiz und der Welt nachspürt – mit Wirkungen in der Stadtgesellschaft, namentlich der jungen Generation, und Erfolg. Gerade wurde Knechts Vertrag um weitere drei Jahre verlängert.
An den Theater- und Hörspielautor Andreas Sauter vergab er einen Stückauftrag, der den kleineren und größeren (vor allem den größeren) politischen Schweinereien nachgeht, die in der Schweiz des Kalten Krieges passiert sind beziehungsweise – und das hat skandalöse Dimensionen – vom Schweizer Staat betrieben wurden, und, so scheint es, bis in die unmittelbare Gegenwart heranreichen. Die Rede ist von der Schweizer Geheimorganisation P-26, die im Auftrag des Schweizer Bundesrats und an der Öffentlichkeit vorbei ein riesiges Observationsnetz über das Land warf, um Andersdenkende, die fünften Räder am Wagen, zu belangen und auszuschalten. Dieser Stoff wird ergänzt (oder konterkariert?) mit Rechercheergebnissen zu den...