ästhetik der klimakrise
Erschienen in: Love Play Fight – Dein Neumarkt 2019-2025 (06/2025)

Der Gletscher ist nationales wie internationales Symbol und greifbarste Konkretisierung des Hyperobjekts Klima – majestätisch, erhaben, larger than life oder klein, traurig, verschrumpelt. Die Skirennfahrerin trauert den Schneeverhältnissen von früher nach, der Touristiker setzt auf Schneekanonen, dem Bergler verdursten in den Sommermonaten die Kühe auf der Alm – nur noch der Helikopter vermag Abhilfe zu verschaffen –, während die Kassandrarufe einer Wissenschaftlerin im Echo der Berge verhallen. Mittendrin chorische Gesänge, eine Gemeinschaft in schwarzen Trachten, die dem Voranschreiten der Zeit Einhalt zu gebieten versuchen. Mittendrin ein Klimaprozess, der für die Rechte der Natur einsteht, Waldbaden und auf Tuchfühlung mit dem Verschwindenden. Archetypen der Berge, der sogenannten Natur, verweben sich auf tragikomische Weise zu einer kaleidoskopischen Momentaufnahme, in der jeder Rettungsversuch zum Scheitern verurteilt ist. Zurück bleibt die Möglichkeit des gemeinsamen Trauerns. Es bleibt: das Ritual. Die Trauerarbeit um die ökologischen Verwerfungen macht uns die Verletzlichkeit und Vergänglichkeit unserer Umwelt be-greif-lich.
«Gletscher-Requiem. Ein Abschiednehmen in Schichten in der Regie von Franz-Xaver Mayr (Spielzeit 2020/21)
Siehe auch: «Vom Zeugenschutz des Raubwürgers» (Spielzeit 2023/24); «Ministry for the Future» (Spielzeit 2024/25); «Nightrace in Zurich» (Spielzeit 2024/25)