Theater der Zeit

Miteinander im Gegeneinander – von der Mühle zum Pendel

von Viola Schmidt

Erschienen in: Mit den Ohren sehen – Die Methode des gestischen Sprechens an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin (04/2019)

Abb. 11 Mühle 1 (links), Abb. 12 Mühle 2 (rechts)
Abb. 11 Mühle 1 (links), Abb. 12 Mühle 2 (rechts)Foto: Philipp Kronenberg

Zwei Spieler stehen einander gegenüber und fassen sich bei den Händen. Die Schultern bleiben gelöst, die Arme sind schwer. Dann verlagert jeder Spieler sein Körpergewicht vom Zentrum ausgehend nach hinten. Die Spieler stehen jetzt, wie wir es vom Kinderspiel „Mühle drehen“ kennen, nur dass sich die Arme nicht kreuzen (vgl. Abb. 11). Zunächst geht es darum, das eigene Gewicht und das des Mitspielers auszubalancieren. Beide Spieler investieren mit ihrem Körpergewicht in die Beziehung und bilden einen gemeinsamen Schwerpunkt. Wird das Körperzentrum zu weit nach hinten oder nach vorn verlagert oder werden die Arme angespannt, verlieren die Spieler an flexibler Stabilität. Die gemeinsame Beziehung gerät ins Wanken. Es muss zusätzliche Muskelkraft aufgewendet werden, um sie aufrechtzuerhalten. Die Spieler probieren, die kleinen Veränderungen im Gleichgewicht wahrzunehmen. Ein Spieler kann dann beginnen, den anderen in eine leichte Drehbewegung zu versetzen, indem er sein Zentrum um eine vertikale Achse nach rechts und links bewegt. Die Arme und Schultern bleiben dabei gelöst. Sie übertragen die Bewegung des Körperzentrums auf den Mitspieler, dessen Körper sich auf diese Weise bis in die Fußgelenke bewegen lässt. Starten wir die Drehbewegung aus dem Schultergürtel, spüren wir eine andere Bewegungsqualität. Die Bewegung erfasst nun nicht mehr den gesamten Körper. Die...

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