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Film: Dem Tod entgegen
von Ralf Schenk
Erschienen in: Theater der Zeit: Christoph Hein und Ingo Schulze: Rasender Stillstand – Fragen an die deutsche Wirklichkeit (10/2013)
Am 4. April 2011 wurde der Regisseur und Schauspieler Juliano Mer- Khamis vor seinem Freedom Theatre erschossen. Als Sohn einer jüdischen Mutter und eines palästinensischen Vaters hatte er die Bühne, mitten im Flüchtlingslager von Jenin, dazu genutzt, um gegen die allgegenwärtige Hoffnungslosigkeit, den Hass und die Gewalt anzuspielen. Der Dokumentarfilm Art/Violence erinnert an den ermordeten Aktivisten, indem er zeigt, wie dessen Vermächtnis bewahrt wird. Um dem Gefühl lähmender Wut zu entkommen, gab es für die Freunde und Mitarbeiter Julianos nur einen Weg: die Intentionen des Theatermannes in die Zukunft zu tragen. In drei Kapiteln beschreibt der Film die Metamorphosen mehrerer Projekte: „Alice im Wunderland“, Julianos letzte Regiearbeit, erweist sich als spielerischer philosophischer Diskurs über Anpassung und Aufbruch. In „Warten auf Godot“ werden alle Rollen von Frauen übernommen, die damit zugleich ihre Ohnmacht gegenüber einer oft nur schwer durchschaubaren, patriarchalisch dominierten Realität artikulieren. „Antigone“ schließlich skizziert das Bemühen von Julianos Tochter, den Traum ihres Vaters, eine Verfilmung des klassischen Stücks, zu verwirklichen. In seiner Mischung aus Theater- und Konzertszenen, Animationen und Interviews eröffnet „Art/Violence“ berührende Einblicke in das Geflecht von Bedrohung, Lethargie und Widerstand im Westjordanland.
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